Fußballer nutzen Instagram, wie Journalisten Twitter: Zahlreich, ständig und in der Regel höchstpersönlich.
Doch sie, so scheint es, nutzen Instagram als gewöhnliche Menschen, ohne sich aber in gewöhnlichen Lebensumständen zu befinden. Und gleichzeitig wollen sie etwas darstellen – kaum jemand hat sich für ein privates Profil entschieden.
Die Vereine haben wenig Anreize, hier entgegen zu wirken. Spielerkäufe sind für sie zu häufig auch anorganisches Wachstum an der Marketingfront. Heraus kommt etwas seltsam Überzeichnetes, als hätte beim Film der Produzent den Regisseur dazu angehalten, es müsse einfach irgendwie mehr knallen.
Man bekommt den Eindruck, Fußballer wissen nicht, wie sie sich uns Fans gegenüber verhalten sollen. Und wir Fans wissen nicht, wie wir uns zu ihnen verhalten.
Also stellen Fußballprofis häufig unter Beweis, dass sie das noch lange nicht zu Medienprofis macht. Auf der anderen Seite schließen sich Fansein und Professionalität schon auf der Definitionsebene aus. Und wir als Forscher beobachten ihre Praxis in den sozialen Medien, und versuchen nicht darüber zu urteilen, was wir sehen.
Im Grunde sehen wir zwei unvereinbare Seiten jedes Spielers zugleich: Einen jungen Mann auf der Suche nach Orientierung, Identifikationsbildung, Information und Anschluss. Und den zwanzigjährigen Luxus-Scheinselbstständigen auf der schmerzlich-öffentlichen Suche nach dem eigenen Markenkern.
Fußballer sind fast immer soziale und finanzielle Aufsteiger, sie haben sich gegen “die anderen 99%” durchgesetzt. Ihr aus Instagram geschlossenes Konsumverhalten ist das eines Aufsteigers. Haben sie es erst einmal zu den Profis geschafft, trainieren sie hart, haben aber vergleichsweise viel Zeit und Geld. Ihr durch Instagram dargestelltes Leben ist also nicht eben unauthentisch. Und sich über das Gezeigte zu echauffieren ist müßig, denn es ist vor allem eines, erwartbar.